The Witch
Horror
USA / Kanada 2015 E/d 93min
Neuengland um 1630: Weil er auf einer absolut reinen Auslegung der christlichen Lehre besteht, wird der englische Siedler William (Ralph Ineson) mitsamt seiner Frau Katherine (Kate Dickie) und seinen fünf Kindern wegen „hochmütiger Arroganz“ von einer christlichen Plantage verstossen. Als die nun isolierte Familie eine eigene Farm am Rand eines grossen Waldes errichtet, kommt es zunehmend zu unerklärlichen Ereignissen: Nachdem der ältesten Tochter Thomasin (Anya Taylor-Joy) beim Spielen ein Baby abhandenkommt (wahrscheinlich war es ein Wolf, vielleicht aber auch eine Hexe), wenden sich die strenggläubigen Familienmitglieder trostsuchend im Gebet an Gott. Allerdings führt ihr (Aber-)Glaube auch dazu, dass sie sich gegenseitig immer mehr verdächtigen, an der Misere schuld zu sein und mit dunklen Mächten im Bunde zu stehen…
Wie schon der englische Untertitel des Films aussagt, handelt es sich hier um „eine neuenglische Volkssage“ – und solche klassischen Märchen warten nun mal selten mit grossartigen Twists auf: Selbst wenn „The Witch“ bis zum Schluss absolut unvorhersehbar bleibt, ist doch von Anfang an klar, dass die Hexe hier sehr wohl real existiert. Ziemlich überraschend ist hingegen, dass die mit dem Teufel persönlich unter einer Decke steckende Hexe nicht das grösste Übel zu sein scheint: Die beunruhigenden Dialoge der Familienmitglieder über Glaube, Gott, Zweifel, schwarze Magie, Erbsünde und Schuld sind grösstenteils direkt aus realen Tagebucheinträgen und historischen Gerichtsakten übernommen – und erreichen so eine wahrhaft erschreckende Authentizität.
Statt der üblichen Jump Scares (also schneller Schnitt + lauter Ton = kurzer Schreck) setzt Langfilmdebütant Robert Eggers auf eine subtil-spröde, langsam immer ungemütlicher werdende Atmosphäre, die sich weniger aus den übernatürlichen Vorkommnissen, als vielmehr aus den hardcore-christlichen Figuren und ihrer wahnhaften Paranoia speist. Selten hat ein Film so hervorragend rübergebracht, wie angsteinflössend es eigentlich sein muss, wenn man tatsächlich wörtlich an all das glaubt, was da in der Bibel steht. Auch visuell ist der schnörkellos-stimmungsvolle „The Witch“ ein wahres Fest, speziell für Freunde des Renaissance-Malers Albrecht Dürer (1471-1528): Regisseur Robert Eggers selbst ist bekennender Fan des Nürnberger Meisters und zitiert in „The Witch“ nicht nur gekonnt Dürers naturalistischen Stil, sondern übernimmt zudem auch direkt einige von dessen bekanntesten Motiven: So erinnert Vater William in seinem ganzen äusseren Erscheinungsbild extrem an die Selbstporträts Dürers und der legendäre Feldhase des Malers taucht im Film auch immer wieder auf – als surreales Symbol à la David Lynch kündigt er das nahende Unheil an. filmstarts.de |